Spider-Man:Homecoming – Die Review

Spider-Man:Homecoming – Die Review

Ganz ohne jeden Zweifel ist Spider-Man der bekannteste und beliebteste Marvelheld. Fast schon fatal, dass die Rechte des freundlichen Wandkrabblers nicht bei Marvel liegen, sondern bei Sony Pictures. Das Studio hat in den vergangenen 15 Jahren bereits 5 Verfilmungen auf die Leinwand gebracht. Darunter waren Perlen, wie Spider-Man 2 und ihnen ist es neben Fox‘ X-Men zu verdanken, dass es  das Genre des Superheldenfilms, wie wir ihn heute kennen, überhaupt gibt. Leider waren nicht alle Adaptionen von Spider-Man bei Fans und Kritikern gleichermaßen beliebt. Keiner schien der Vorlage gerecht zu werden, die Storys waren nicht gut oder die Darsteller schlecht gewählt.

Das änderte sich schlagartig, als bekannt wurde, das Hollywood-Neuling Tom Holland in einer Marvel/Sony Kooperation in die Rolle seines Lebens schlüpfen sollte. Wo Andrew Garfield als Peter Parker versagte und Tobey Maguire als Spider-Man nicht überzeugen konnte, wirkte der kurze Auftritt des Neulings in Captain America: Civil War perfekt.

Nun bekommt die Figur endlich längst überfälligen Solofilm, angesiedelt im MCU. Marvel Studios Chef Kevin Feige überlässt dabei nichts dem Zufall und pusht den Spider-Man mit Fanliebling Tony Stark. Um der größten Befürchtung gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Homecoming ist nicht Iron Man 4. Die kommulierte Screentime von Tony Stark bzw. Iron Man beläuft sich auf etwa 15 Minuten, was bei einer Gesamtlaufzeit von 133 Minuten vollkommen ok ist. Ich unterstelle mal, dass Happy Hogan häufiger zu sehen ist.

© 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Wir haben es also mit einem waschechten Spider-Man-Film zu tun, dem man leider nur allzu sehr anmerkt, dass er sich von seinen Vorgängern abheben will. So wird dem Zuschauer nicht zu dritten Mal gezeigt, wie ein Schüler von einer Spinne gebissen wird, indirekt den Tod seines Onkels verantworten muss und sich selbst ein Kostüm bastelt. Obwohl es auch ein wirklich mieses, selbst gebasteltes Kostüm gibt. Damit ist es der erste Marvelfilm, einer neuen Figur, die keine Originstory bekommt. Und das ist gut. Dennoch nimmt er sich genug Zeit, die Probleme, die für einen 15 Jährigen mit Superkräften entstehen, aufzuzeigen und zu beleuchten. Vieles davon wird Comicfans allerdings nicht gefallen, anderes hingegen sehr.

Der Plot ist denkbar einfach: Nachdem Tony Stark den jungen Peter Parker für seinen Kampf gegen Captain America rekrutierte, buhlt der um einen Platz bei den Avengers. Stark sieht in dem Jungen das was er ist, nämlich ein Kind und verweigert die Anfrage höflich: „Wir werden uns bei dir melden, wenn wir dich brauchen.“ So abgefertigt, setzt Spider-Man alles daran, sich einen Platz unter den Rächern zu verdienen und verbockt es gewaltig, was im Wesentlichen an Peters mangelnder Erfahrung liegt.

Eine der wesentlichsten Änderungen ist wohl die Identität. Die Comicversion ist eine der einzigen Figuren, von denen niemand weiß, wer sie ist. Hier ist das etwas anders, da es gleich eine Handvoll Personen gibt, die Peters Alter Ego kennen. Das tut dem Ganzen aber keinen Abbruch. Ebenfalls anders ist auch die Art seiner Kräfte, denn Spider-Man wirkt nicht so stark, wie er sollte, was sich aber noch mit Wachstum erklären ließe. Dramatischer hingegen empfinde ich, dass er teilweise von Personen überrascht wurde, was eigentlich durch seinen Spinnensinn nicht möglich sein dürfte. Da es im Film überhaupt nicht thematisiert wurde, existiert der legendäre Sinn entweder nicht, oder er befindet sich ebenfalls noch am Anfang seines Potentials. (Für die Nicht-Comicleser: Da Peter während seiner Pubertät von der mutierten Spinne gebissen wurde, entwickelten sich seine Fähigkeiten im Laufe der Zeit auch weiter und wurden stärker. Nachzulesen hier).

Natürlich gibt es auch diesmal wieder eine Liebesgeschichte, die weit weniger kitschig erzählt wurde, als in den Vorgängern, aber dennoch sehr konstruiert und gewollt wirkt. Die neue Love-Interest heißt Liz und hat keine nennenswerten Comicbezüge. Leider wirkt ihre Figur insgesamt sehr blass und eindimensional. Es ist sehr deutlich, dass sie nur für ihre Funktion geschrieben wurde.

© 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Besonders gut gelungen ist das Zwischenspiel zwischen Peter Parker und seinem irgendwie Mentor Tony Stark. Insgesamt sind die menschlichen Aspekte zwischen Peter und den erwachsenen Figuren toll, was vor Allem an Hollands toller Schauspielarbeit liegt. Er wirkt autenthisch und souverän in der Rolle des schüchternen Nerds, der aber extrem intelligent ist und heimlicher Superheld. Sobald er dann die perfekt sitzende Maske trägt, steigt sein selbstvertrauen – manchmal etwas zu viel – und er wird zum draufgängerischen Sprücheklopfer.

Etwas enttäuschend waren hingegen die Schurken, die zwar richtig toll aussahen, aber leider dem üblichen Marvel-Schurkenproblem anheim fallen. Gerade beim Shocker war die Anlehnung an das klassische Design absolut fantastisch, ebenso der Geier, der deutlich moderner und technischer aussah, als seine Comicvorlage. Michael Keaton ist ein genialer Schauspieler, der, sogar direkt zu Anfang, eine echte Motivation verpasst bekommt, die ganz nebenbei auch noch ein wenig das neue Franchise mit dem bisherigen Events des MCU verbindet. Leider tut er für den Rest des Films nur Dinge, die böse Jungs eben so tun. An der Stelle wäre etwas mehr Tiefgang und Faccettenreichtum hilfreich gewesen.

© 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Fazit:

Spider-Man: Homecoming ist kein Meilenstein, der die erhoffte Marvel-Formel durchbricht und das Genre auf ein neues Level hebt. Viele der Figuren, die Handlung und sogar ein Teil der Actionszenen wirken etwas lauwarm und recycelt. Das ändert aber nichts daran, das sie Spaß machen, wie eigentlich der ganze Film. Das ist vor Allem Tom Holland zu verdanken, der wohl jedem Kritiker beweisen wird, das ER Spider-Man ist. Ich kann jetzt lange herummäkeln, aber das würde den Film in ein falsches Licht rücken. Marvel geht hier sehr auf Nummer Sicher und leistet sich dabei keinerlei Innovation. Alles in allem ein solider Einstand, bei dem die Fortsetzung beweisen muss, was sie kann. Besonders hervorheben muss ich allerdings, das Intro, das gerade Fans so richtig Freude bereiten wird.

Spider-Man: Homecoming startet am 13.7. in den deutschen Kinos und hat eine Midcredit und eine Endcreditscene. Eine der besten, der letzten Jahre wie ich finde.