Thor: Tag der Entscheidung – Die Review

Thor: Tag der Entscheidung – Die Review

Viel wurde in den letzten Wochen und Monaten über  den wirklich unschönen Titel geschrieben, gemeckert und gemotzt. Ein Filmtitel, der vor Allem eines verspricht: Nicolas Cage zu seiner besten Zeit; in den 90ern. Und das ist eigentlich auch schon das größte Problem an dem Titel, denn er erweckt den Eindruck des falschen Jahrzehnts. Die Rückkehr des Donnerers hat eher den Look & Feel eines 80er Jahre Films. Etwas aus einer Zeit, als Filme noch richtig gut waren.

+++ +++
Der Text ist nach bestem Wissen und Gewissen spoilerfrei.
Wirklich sicher kann man aber nie sein, daher ACHTUNG! 
SPOILERGEFAHR! Lesen auf eigene Gefahr
+++ +++

Der schwächste Avenger

Auch wenn Thor sicher seine Fans hat, gehört er zu den weniger beliebten Avengers. Zumindest an den Kinokassen, denn als dritte vollständige Trilogie, gehören die Abenteuer des Donnergottes zu den Schwächeren des MCU und bleibt damit hinter seinen Avenger Kollegen Iron Man und Captain America zurück. Das ist auch nicht ganz unbegründet, denn die von Chris Hemsworth verkörperte Figur hat leider recht wenig Tiefgang. Ebenso bleiben die Nebencharaktere weitestgehend blass und eindimensional. Im Kino hörte ich einst den Vergleich mit einem Blatt Papier. Da helfen gestandene Schauspiellegenden, wie Anthony Hopkins als Allvater Odin oder Idris Elba als Heimdall recht wenig, wenn die ihnen geschriebenen Figuren wenig Handlungsspielraum erhalten. Alles in Allem nett anzusehen, aber mehr auch nicht.
Einziger Lichtblick: Der Adoptivbruder Loki.

Donnergott Thor und sein Bruder Loki stürzen sich mit ungewohnten Waffen in die Schlacht
© Marvel Studios

Asgardians of the Galaxy

Wir suchten nach einem Filmemacher, der uns wirklich helfen konnte, einen neuen Erzählton für einen Thor-Film zu etablieren – Kevin Feige über die Wahl des Regisseurs

Ganz ohne Frage, gehört Taika Waititi zu den schrägsten Regisseuren des MCU. MIt Filmen wie Boy oder der Vampir-Mockumentary „5 Zimmer, Küche, Sarg“ bewieß der Neuseeländer sein kreatives Telent und sein Gespür für Humor. Und das merkt man. Während der sehr erfolgreiche Guardians of the Galaxy Vol. 2 keine Sekunde ernst bleiben konnte, schafft es Thor: Tag der Entscheidung subtiler vorzugehen. Der Humor sitzt, lässt aber auch Raum für Dramatik. Teils ist es auch am Zuschauer, den Witz einer Situation zu erkennen. Das Gags und witzige Sprüche ins Marvel Cinematic Universe gehören, sollte inzwischen jedem bewusst sein, der innerhalb der letzten 10 Jahre, mehr als einen Film der Marvel Studios gesehen hat. Das es aber gerade vollkommen unbekannte Figuren wie Steinwesen Korg oder der Grandmaster sind, die das humoristische Grundgerüst bilden, kommt erstaunlich erfrischend daher.

Donnergott Thor und der Hulk sitzen auf einem Bett aus Knochen
© Marvel Studios

Aber worum geht es denn nun eigentlich? Nach einer Vision der Götterdämmerung „Ragnarök“ in Age of Ultron, macht sich der Odinson auf, um den Feuerdämon Surtur zu erledigen. Dieser ist es nämlich, der nach der Überlieferung für die Vernichtung Asgards und der Asen verantwortlich ist. Nach dem erfolgreichen Sieg kehrt er nach Hause zurück und muss feststellen, dass sein Vater noch immer verschollen ist. Mithilfe eines stadtbekannten Magiers gelingt es Thor jedoch, Odin aufzuspüren. Doch es soll nur wenige Augenblicke dauern, bis er erkennt, dass der mächtige Feuerdämon Surtur nicht seine größte Sorge ist. Nein, sein eigentliches Problem ist Hela, die Göttin des Todes. Was dann entbrennt ist weniger eine Entwicklung, als vielmehr eine Reise. Der Odinson verliert seinen geliebten, ihm Macht schenkenden, Hammer Mjölnir und macht sich fortan daran, sich seiner göttlichen Macht bewusst zu werden, wie auch seinen Platz am Ende aller Tage zu finden. Und dabei bleibt er nicht alleine.

Planet Hulk Light

Typisch für Regisseur Waititi sind schräge Figuren, die immer an der Grenze zu völliger Albernheit verweilen. Und Thor: Tag der Entscheidung bietet gleich mehrere davon. Die offensichtlichere  ist ganz eindeutig der Grandmaster, gespielt, ja fast schon gelebt, von Jeff Goldblum. Oh Boy, was für eine Rolle. Ein selbstverliebter Diktator, der derart exzentrisch ist, dass man sich fast einen Solofilm von ihm und seinem Bruder, dem Collector, wünscht. Mit konsequent schrägen Ideen, sowie einer unfassbar amüsanten Einführung ist die Figur eines der Highlights im dritten Aufgebot des Donnerers. Man spürt förmlich, wie Goldblum in dieser Rolle aufging und ich bin nicht alleine, wenn ich mir wünsche, dass wir ihn noch das eine oder andere Mal zu sehen bekommen.
Desweiteren war ja bereits seit längerem bekannt, dass Teile der wirklich fantastischen Planet Hulk Storyline ihren Einzug in Waititis Version Einzug finden. Neben der namensgebenden Figur des Hulk, sind es vor Allem die Gladiatoren Korg und Miek, die Fanherzen begeistern und all jenen, die sie noch nicht kennen, ein Lächeln auf die Lippen zaubern werden, wie es einst Louis in Ant-Man schaffte. Der Hulk, der mittlerweile beim Fiseur war und sprechen gelernt hat, beweist mit seiner Performance, die grundlegend solide war, wieso es ganz gut ist, dass wir wohl keinen Hulk-Solofilm zu sehen bekommen werden. Spoiler: Die Figur gibt es schlichtweg nicht her. Daher erweist sich die Integration von Planet Hulk als bessere Option, denn gepaart mit dem ohnehin vollkommen schrägen Grandmaster, als Herrscher über Sakaar, wirkt die Kulisse von interstellaren Gladiatorenkämpfen nicht mehr ganz so seltsam. So amüsant ich Korg auch in all seinen Szenen fand, so besorgt bin ich um die deutsche Synchronisation. Die Figur wurde verkörpert und gesprchen von Waititi selbst und das eben mit seinem ikonisch-neuseeländischen Akzent. Gelegentlich neigen die deutschen Synchronstudios dazu, eine vergleichbare Abweichung im Deutschen darzustellen. Leider klingt das häufig eher suboptimal, was die Figur für den gesamten Film kaputt machen könnte.

Der Steinkrieger Korg wurde von Regisseur Taika Waititi gespielt
© Marvel Studios

Alles ist verbunden

Natürlich dürfen in einem Marvelfilm die Easter-Eggs, Referenzen und kleinen Andeutungen nicht fehlen. Thor 3 geht dabei einen recht smarten Weg. Etwa wenn Loki erstmals den Hulk zu sehen bekommt und ihm offensichtlich alles aus dem Gesicht fällt. Oder aber wenn er einen ihm nur zu bekannten Move des Hulk lautstark kommentiert: „Jetzt weißt du wie sich das anfühlt!“
Solche Momente fühlen sich gut an, denn sie funktionieren auch ohne die Referenz im Detail zu kennen oder zu verstehen. Auch eine der beiden(!) End-Credit-Szenen ist wohl eine direkte Überleitung in den alles verändernden Infinity War. Doch dazu an einer anderen Stelle mehr. Insgesamt fühlt sich Thor 3 rund an und in seinem Universum eigen, jedoch vernetzt mit einer wesentlich größeren Welt.

Der Turm des Grandmasters eröffnet den Blick auf bisherige Gladiatoren
© Marvel Studios

Fazit

Aber genug der Worte! Wie schneidet der Donnergott in seinem wohl größten Soloausflug denn nun ab? Man muss dem Film vieles vorhalten: Teils beschämend schlechte Greenscreen Sequenzen (Norwegen!), einen wirklich lahmen und uninteressanten Bösewicht (ja, Marvel bleibt seinem Schurkenproblem treu), recht flache Charaktere und eine fast schon marveltypische Story.
ABER! Ich habe mich während der 130 Minuten keine Sekunde gelangweilt und wurde wunderbar unterhalten. Während Guardians of the Galaxy Vol. 2 mir streckenweise mit seinem Humor schon fast zu viel war, schaffte es Waititi hier, die Balance zu wahren und den Film nicht zu einer albernen Farce verkommen zu lassen. Man merkt den Darstellern an, wie viel Spaß sie am Set gehabt haben müssen. Ebenso muss man es Waititi anrechnen, dass er sich mit den Comics befasst hat, denn er scheint als Erster den Kern und das Wesen des Donnergottes verstanden zu haben. Ebenso die Welt, in der er sich bewegt. Dazu gehört er wohl zu den konsequentesten Regisseuren, denn er hinterlässt Asgard in einem unumkehrlichen Zustand, der das MCU durchaus nachhaltig gestalten wird. Möglicherweise werden hier Weichen für die ominöse Phase 4 gestellt.  Hinzu kommen der fantastische Look und ein Score, der irgendwo zwischen James Gunn und Tron liegt. Ich bin mir sicher, dass der Film geteilte Meinungen hervorrufen wird, aber alleine für seinen Mut, mal etwas anders, zu machen, verdient er eine Chance und gehört nach Logan zu meinem zweitliebsten Marvelfilm aus 2017.

Macht euch also gefasst auf den stärksten Donnergott im besten seiner bisherigen Filme. Lehnt euch zurück und genießt das Spektakel, welches auch gleich mit unzähligen Fragen des MCU aufräumt: Ist Hela der Grund für Thanos Wunsch das Universum zu vernichten? Welche Kräfte verleiht Mjölnir Thor? Wie mächtig ist Thor? Und die wichtigste aller Fragen: Thor VS Hulk – Wer gewinnt.