Seit dem Start des „brandneuen Marvel-Universums“ musste Marvel sich viel Kritik gefallen lassen. Doch kein Aufschrei war größer, als die Reaktionen zu diesem Band, der nun endlich auch in Deutschland verfügbar ist. Wir haben uns die Skandalauflage angeschaut und lassen euch selbstverständlich an unserer Meinung teilhaben. Viel Spaß mit #HydraSteve.
Panini Buchtext:
Die Welt hält den Atem an. Hydra, die ultrarechte Terrororganisation, die eine neue politische Ordnung anstrebt, erhebt wieder ihr menschenverachtendes, grässliches Haupt. Doch sowohl der Red Skull, als auch Baron Zemo planen, die rassistische Vereinigung unabhängig voneinander zu alter Stärke zurückzuführen. Ein hinterhältig geführter Zweifrontenkrieg droht die USA zu erschüttern. Und ein Mann kann der Unterwanderung von Recht, Freiheit und amerikanischen Werten Einhalt gebieten… Steve Rogers, der erste Captain America! Aber will er das überhaupt?
Nach dem Secret War, wurde Steve Rogers sein Superserum entzogen, woraufhin er alt und schwach wurde. Die Frage, wieso wir einen knackig frischen und mit neuem Schild ausgestattenten Captain America vorfinden, klärt das enthaltene US-Heft #2 auf das ich aus spoilergründen nicht näher eingehe. Viel mehr soll es um die Kontroverse gehen, die ich eigentlich sehr begrüße.
Steve Rogers wurde als Vorzeigepatriot gegen die Nazis hervorgebracht. Eins der wohl bekanntesten Cover zeigt ihn, wie er dem Führer höchstpersönlich eine reinhaut. Und so etablierte sich die Figur in den letzen 56 Jahren zu einem Symbol für Freiheit, Frieden und Hoffnung. Er galt stets als moralischer Maßstab und selbst der egozentrische Tony Stark räumt im aktuellen Civil War II ein, dass er niemals wieder eine andere Meinung vertreten wollen würde, als Cap.
Hail Hydra
Der Comic-Neuling Nick Spencer nutzt seinen politischen Background und erzeugt eine unglaublich düstere und spannende Vision dieses Symbols. Er macht aus Cap einen Hydraagenten. Wie es dazu kam, welche Rolle die Rivalität zwischen Baron Zemo und dem Red Skull dabei spielt und was der kosmische Würfel damit zu tun hat, bleibt der Überraschung des Lesers vorbehalten. Nur so viel, die Story ergibt in sich Sinn und wirft die richtigen Fragen auf. Was wäre wenn der kleine Steve Rogers nicht vom amerikanischen Militär auf deren Werte getrimmt worden wäre, sondern durch Hydra ein neues, anderes Weltbild erfahren hätte? Wären seine Überzeugungen dieselben?
Spencer lässt sich dabei nicht in die Karten schauen und entfaltet einen spannenden Plot um die Figur des Captain America, die erschreckend zeitgemäß ist. So ließt sich die Rede des Red Skull zu Beginn des ersten Akts fast 1:1 wie die Reden mancher Parteien dieser Tage. Das in der Neuerzählung seiner Originstory zwei alte Weggefährten eine entscheidende Rolle spielen, entpuppt sich schnell als cleverer Kniff. Jack Flag und Free Spirit gehören zu langjährigen Partnern und, wenn man so will, den Azubis von Rogers. Sie verdeutlichen die Werte, für die das Symbol Captain America steht. Und ahnen, ähnlich dem Leser nicht, worauf sie sich da eingelassen haben.
Captain America: Steve Rogers Band 1 ist eine ausgesprochen interessante Pervertierung einer fixen Größe des Marvel-Universums, eine Verquerung von Idealen und ein Spiel mit dem Bekannten. Ich kann verstehen, wieso viele diese Veränderung (die ganz sicher nicht ewig anhalten wird) verteufeln und sich den klassischen Cap zurückwünschen. Als Freund von Filmen wie Face/Off kann nur sagen, dass mir diese Wende sehr gut gefällt und ich gespannt bin, welche Ausrichtung die Figur in den nächsten Ausgaben erlangen wird. In den USA startet nun das vorerst letzte Marvel-Großevent „Secret Empire„, das wohl auch den legendären #HydraSteve wieder in gewohnte Bahnen lenken wird.
Einziger Wehrmutstropfen: Die deutsche Veröffentlichung der Fortsetzung ist erst für den 18.7. diesen Jahres vorgemerkt.
Bestellung: Panini Shop
Bewertung:
Story: 8.5/10 ● Zeichnungen: 9/10
Gesamt: 8.5/10