Marvel stand in den letzten Jahren deutlich in der Kritik. Grund dafür waren neben der schieren Masse an Events vor allem die drastischen Veränderungen, die nach dem Secret Wars Event das sogenannte brandneue Marveluniversum bildeten. Der weibliche Thor, ein unwürdiger Odinson, die junge Inhuman Kamalah Khan als neue Ms Marvel. Viele Fans wünschten sich ihre klassischen Helden zurück und in Anbetracht der wohl schockierendsten Abwandlung ist das nicht zu verdenken.
Captain Americas Geschichte wurde neu geschrieben, als er durch einen Splitter des kosmischen Würfels, der die Gestalt und das Bewusstsein eines Kleinkindes, das von Red Skull großgezogen wurde, annahm, und auf dessen Wunsch hin, den alternden Steve Rogers zurück verwandelte.(Comics halt !?!) Mehr noch, sie veränderte rückwirkend sein ganzes Leben. Beginnend bei der Ermordung seiner Mutter, hin zu einer Aufnahme in den Reihen der ultrarechten Terrororganisation, dabei wurden aber die wesentlichen Elemente seiner Historie beibehalten, denn auch in dieser Form der Realität wurde Steve mithilfe von Dr. Eskine das Superheldenserum verabreicht, welches ihm letztlich seine Kraft verlieh. Im letzten Band lernten wir seinen alten, besten Freund kennen, den er versuchte von seiner Sache zu überzeugen.
Captain America #4 ist die letzte Soloauskopplung vor dem Start des großen Secret Empire Events und der Band stellt alle Weichen. Während eine handvoll Menschen das Geheimnis von Steve Rogers kennt und mit allen Mitteln versucht die drohende Gefahr zu bannen, spitzt sich die Lage zwischen Cap und der aktuellen Hydraspitze, dem Red Skull, zu. Denn der rote Totenschädel verfolgt andere, dunkle und für Steve nicht ehrbare Ziele, weswegen der Orden aus seiner Sicht eine neue Richtung braucht um die Führung über eine Welt zu werden, die dringend gebraucht wird. Ebenfalls mit von der Partie: Madame Hydra, eine neue, alte Bekannte, die in dem Geflecht aus Verrat und Intrige eine ganz eigene Agenda zu verfolgen scheint.
Was wäre treffender für eine Serie, die Caps, zur Genüge bekannte Vergangenheit, umkrempelt, als ein Wiedersehen mit unzähligen Figuren, die im Laufe seines Lebens eine Rolle spielten? Nur nutzt Autor Nick Spencer hier seine neue Prämisse und verändert vereinzelt bekannte Situationen, etwa die Verwandlung von Rogers in Captain America. Es ist den Zeichnungen von Javier Pina zu verdanken, dass die Vision des Autors als spannender und düsterer Thriller funktioniert. Bedenkt man die Vorgabe ist es beinahe erschreckend, dass es möglich ist, mit dem Helden der keiner ist, zu sympathisieren. Und obwohl mich insgeheim der Wunsch nach einer Rückkehr des moralisch unfehlbaren Captain Americas packt, ist es doch die Neugier, die mich an der Serie festhalten lässt.
Fazit: Wer mit den vorherigen Ausgaben seine Freude hatte, der sollte hier beherzt zupacken, denn der Run, den Spencer hier abfeuert gehört ganz ohne Frage zu den besten, die es derzeit von Marvel gibt. Wer zusätzlich noch Lust auf ein Wiedersehen mit Namen wie Kraven, Red Skulls Tochter Sin, Baron Zemo, Bucky Barnes, Madame Hydra, dem Taskmaster, Yellowjacket und vielen mehr hat, der macht hier definitv keine Fehler. Die Weichen sind gestellt und die Welt wird erfahren, wer Captain America in Wirklichkeit ist. Secret Empire startet am 13.1.
Story: 8.5/10 ● Zeichnungen: 9.0/10
Gesamt: 9.0/10