Am Mittwoch, den 9. Mai startet auf dem Pay-TV-Sender Syfy mit „Runaways“ eine weitere Marvelserie. Wir haben die Chance bekommen, im Vorweg zwei Folgen zu gucken und ich konnte einen ersten Eindruck gewinnen.
Die Serie basiert auf der gleichnamigen Comicserie, die erstmalig 2003 bei Marvel in den U.S.A. erschien. Hierzulande wurde sie von Panini nun erst am 10.4.18 als Megaband veröffentlicht. Die Story ist von Brian K. Vaughan und die Illustrationen von Adrian Alphona.
Der Comic handelt von sechs Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren, die sich,durch die Verbindung ihrer Eltern, schon seit ihrer Kindheit kennen . Diese treffen sich nämlich einmal im Jahr zu einem privaten Spendentreffen. Als sie bei einem dieser Treffen aus Langeweile dem Treiben ihrer Eltern hinterherspionieren, stellen sie fest, dass diese einen blutigen Ritus vollziehen. Daraufhin entschließen sie sich, ihnen das Handwerk zu legen. Während der Nachforschungen zu dem Geheimbund ihrer Eltern, Pride, entdecken sie, dass sie über unterschiedliche Fähigkeiten und Voraussetzungen verfügen, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Aus einem Geheimversteck operieren sie fortan als Superhelden.
Soviel zur Vorlage. In einer der ersten Szenen der Serie war ich kurz sehr überrascht, wie sehr sich die Inszenierung an der Vorlage orientiert. Der Darsteller Rhenzy Feliz, der Alex Wilder verkörpert, ist wirklich sehr gut gecastet, ebenso seine Eltern.
Aber dieser erste Eindruck zerschlägt sich schnell. Denn der restliche Cast ist nicht mehr ganz so perfekt gewählt, was sich vorallem darin bemerkbar macht, dass Allegra Acosta, die Molly Hernandez verkörpert, zu alt ist. In der Vorlage ist sie ein elfjähriges Kind. Sie versuchen zwar den Charakter von Molly einzufangen, diese wirkt dadurch aber eher entwicklungsverzögert. Ich vermute, diese Anpassung wurde gewählt, um alle Protagonisten an der gleichen High School, auftreten zu lassen. Das stört ein wenig und es bleibt abzuwarten, wie sich die Figur im Laufe der weiteren acht Folgen entwickelt.
Außerdem wurde Mollys Herkunftsgeschichte geändert, was vermutlich auf die Problematik der Filmrechte zurück zu führen ist. Marvel, Fox… Ihr wisst schon… Da Molly und ihre Eltern im Comic Mutanten sind, wurden sie einfach weg gelassen und Molly zur Adoptivschwester von Gert Yorkes (Ariela Barer) gemacht. Ich will euch nicht zu viel verraten, daher nur so viel: Zusammen mit Chase Stein (Gregg Sulkin), Nico Minoru (Lyrica Okano) und Karolina Dean (Virginia Gardner), deren Kräfte und Fähigkeiten in der ersten zwei Folgen noch nicht klar sind, bilden sie die Runaways.
Im Hintergrund des offensichtlichen Geschehens spielt sich noch ein Mysterium ab, denn die sechs Jugendlichen waren (scheinbar) früher befreundet. Allerdings haben sie sich nach dem Tod von Nicos Schwester auseinander gelebt. Was genau es damit auf sich hat wird sich vermutlich im Laufe der ersten Staffel, die 10 Folgen umfasst, zeigen. Der US-Sender Hulu hat bereits im Januar eine weitere Staffel bestellt.
Bei Runaways handelt es sich um eine Teenie-Highschool-Serie, die ein wenig versucht auf den Zug von „Pretty Little Liars“ und „Vampire Diaries“ und ähnlichen Formaten auf zu springen. Ich habe das Gefühl, dass das Zielpublikum eher weibliche, junge Zuschauerinnen sind- Damit hebt sie sich von allen bisherigen Marvelserien ab.
Die Thematik und die Stimmung sind eher bunt, gelöst und unterhaltsam inszeniert, dabei allerdings nicht besonders tiefschürfend.
Bereits im Comic fällt auf, dass vier der sechs Charaktere weiblich sind und diese auch die mächtigeren Fähigkeiten haben. Die Serie bietet also starke weibliche Rollen, die in der sonst eher männlich dominierten Superheldenwelt, auch Mädchen und jungen Frauen als Identifikationsmodelle dienen können. Das sehe ich sehr positiv.
Woran ich mich ein wenig gestört habe, ist die Darstellung von Gert. Im Comic hat sie einen kräftigeren, etwas pummeligen Körperbau, anders, als wir es von Superhelden üblicherweise gewohnt sind. Ich fand das erfrischend und gut.
Leider wird die Figur in der Serie von einem schlanken Mädchen mit einem runden Gesicht gespielt. Über diesen Umstand täuscht auch etwas auftragende Kleidung nicht hinweg. Das ist besonders schade, weil Runaways an dieser Stelle die Chance gehabt hätte, das gemeingültigte Schönheitsideal aufzubrechen. Bedenkt man die Zielgruppe, wäre das ein wichtiger Schritt gewesen.
In einer Szene wird über Gert, ein hübsches Mädchen, mit offensichtlich gemachten Haaren gesagt, sie habe ihre Haare nicht gewaschen und wäre nicht gutaussehend. Das ist ein schlechtes Signal an die junge Generation und ich glaube nicht, dass das dem Geist der Comicvorlage entspricht. Insgesamt beschleicht mich der Eindruck, dass die Macher der Serie etwas zu oft versuchen, klassische Teenie-High School – Klischees zu bedienen, anstatt auf die starken und feministischen Ansätze der Vorlage zurückzugreifen.
Mein Fazit ist, dass die Serie durchaus kurzweilige Unterhaltung bietet, ich euch aber dennoch den Griff zum Comic ans Herz lege.