Moon Knight – Wächter der Nacht

Moon Knight – Wächter der Nacht

Einst unterwarf sich der Söldner Marc Spector dem ägyptischen Gott der Rache, Khonshu, als dieser ihm, dem Tode geweiht, zu Füßen lag. Der Gott der Rache und des Mondes holte ihn zurück ins Leben und machte aus ihm seinem Avatar Moon Knight. Als bewusst brutaler Krieger verkörperte er die Rache und wurde als Anti-Held bekannt und gefürchtet. Doch nachdem er einen blutigen Kampf gegen seinen Erzfeind Bushman nur schwer verletzt überlebte, war er ein gebrochener Mann. Dem Wahn und Tabletten verfallen, fühlte er sich von seinem Gott im Stich gelassen. In Moon Knights dunkelster Stunde setzen sich seine erbittertsten Feinde das Ziel, ihn und alle, die ihm nahestehen endgültig zu vernichten.

Moon Knight – ein düsterer Krimi-Noir

Die aus der Feder von Krimi-Autor Charlie Houston stammende Story erschien bereits im Jahr 2007, nachdem es lange ruhig war um Moon Knight, den Rächer, der sein weißes Kostüm trägt, damit seine Feinde wissen, dass er kommt. Das sie wissen, mit wem sie es zu tun haben. Houston, der unter Anderem auch die Story Wolverine – Der Beste von Allen schrieb, streift sich seine düsteren und noirlastigen Wurzeln nicht ab und schafft es dabei wie kein zweiter den Wahnvorstellungen von Marc Spector gerecht zu werden. Seite um Seite ringt man als Leser um einen Anker, ein klein wenig Realität oder zumindest einen Hinweis darauf, doch wie es sich für einen guten Krimi gehört, laufen die Fäden erst am Schluss zusammen. Bei der Wiedererweckung von Moon Knight nimmt sich Charlie Houston die Zeit, die es braucht um ausführlich zu zeigen, wo Marc Spector gerade steht – oder liegt, denn seit dem Kampf gegen Bushman, der ihm beide Beine brach, vegetiert er im Rollstuhl dahin. Er zeigt uns seine Vision eines Mannes, der keine Vision, kein Ziel mehr hat. Einen Mann, der seine Bestimmung verloren hat. Erzählerisch in Topform, verschachtelt er dabei verschiedene Perspektiven miteinander, die alle auf ein großes Finale hinzielen. Der Antagonist wird verkörpert von  The Profile, einem seltsamen Mann, der die Gabe hat, Menschen zu lesen wie ein Buch. Und genau diese Fähigkeit soll dabei helfen, den lunaren Legionär entgültig aus dem Verkehr zu ziehen.

Seite aus Moon Knight - Wächter der Nacht
© Marvel Comics

Als Zeichner leistet David Finch (Heldenfall) ganze Arbeit. Er schafft es, wie kein zweiter die Brutalität und die Zerissenheit von Moon Knight für den Leser greifbar zu machen. Seine Visualisierungen von blutigen Kämpfen sind ebenso detailreich, wie düster. Ob es nun das Zwiegespräch zwischen Marc Spector und seinem Gott Khonshu ist, oder der ewig präsente Kampf zwischen ihm und Bushman, der ihn erst in diese Lage brachte… Finch schafft es mit seinen Illustrationen, den Leser einzusaugen und mitzureißen. Die Anordnung der Panels sowie das Farbset tun ihr übriges, aus Moon Knight – Wächter der Nacht einen dunklen Ritt auf der Seele eines vollkommen kaputten Helden zu machen. Als Bonus gibt es noch eine Doppelseite im Hochformat, wie man sie schon lange nicht mehr gesehen hat.

Fazit

Für all jene Leser, die gerne mehr über den weißen Ritter, der spöttisch auch gerne mal als Marvel’s Batman bezeichnet wird, erfahren möchte, sollte sich dringend diesen Band zur Hand nehmen und dann direkt mit der ebenfalls aktuellen Ongoing-Serie weitermachen. Während Charlie Houston die Vergangenheit geschickt mit der Gegenwart verknüpft und so den Mytos Moon Knight wieder aus der Versenkung hebt, packt David Finch das alles in packende Bilder, die es schwer machen, das Heft beiseite zu legen. Wer nach den 156 Seiten immernoch der Meinung ist, dass Marc Spector keine Netflix-Serie braucht, der soll doch bitte nochmal auf Seite 1 anfangen.

Normale Ausgabe

Limitiertes Hardcover

Leseprobe

 Erstveröffentlichung: 15.08.2017

Format: Softcover / Hardcover

Seiten: 156

 Autor: Charlie Houston

 Zeichner: David Finch

 Storys: Moon Knight 1-6