Im Jahr 1912 debütierte der Herr des Dschungels, der legendäre Tarzan, in dem Pulp-Heft „The All-Story“ von Autor Edgar Rice Burroughs. Viele, teilweise erstaunliche Abenteuer hatte der adelige Spross der unter Affen aufwuchs erlebt. Zwei Jahre nach seinem Debüt verschlug es Tarzan ins der Ausgabe „At the Earth’s Core“ ins innere der Erde. Immerhin war die Theorie der hohlen Erde durch Jules Verne´s legendäres Buch „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ damals der Sh*t. Der französische Autor Christophe Bec sorgte im November letzten Jahres mit seiner ersten Interpretation von Tarzans Origin für Aufsehen. Tarzan – Herr des Dschungels war saustark. Kann die zweite Ausgabe ebenfalls überzeugen? Das verrate ich euch jetzt.
DER HERR DES DSCHUNGELS AM MITTELPUNKT DER ERDE
Die Suche nach der legendären Stadt Opar und ihren Schätzen führt Tarzan an Bord eines Zeppelins nach Pellucidar, einer unglaublichen, prähistorischen Welt voller Gefahren.
Christophe Bec (»Olympus Mons«, »Cixin Liu: Die Wandernde Erde«) und das künstlerische Dreamteam De la Torre-Raffaele-Stewart legen eine originalgetreue Adaption des Pulp-Klassikers von Edgar Rice Burroughs vor, die so brutal, düster und kompromisslos ist wie der Dschungel selbst.
Tarzan – Am Mittelpunkt der Erde beinhaltet auf insgesamt 80 Seiten viele Elemente unterschiedlicher Minigeschichten vom legendären Autor und Tarzan-Erfinder Edgar Rice Burroughs. So finden sich in dieser Ausgabe nicht nur die Ereignisse aus „At Earth´s Core“ wieder, sondern auch Elemente aus „Tarzan and the Jewels of Opar“, „Pellucidar“ und viele mehr. Christophe Bec hat mit Hilfe seines Künstler-Ensembles Stefano Raffaele, Roberto de la Torre und Dave Stewart eine aus den vielen verschiedenen Minigeschichten zusammengebastelte große Story erschaffen, die sich definitiv sehen lassen kann. Doch worum geht´s? Lord Greystoke John Clayton II kehrt Amerika den Rücken und möchte zurück in seine Heimat, den Dschungel Westafrikas. Bei seiner Überfahrt residiert er jedoch zunächst in Paris, das er schätzen und lieben lernt. Nach seiner Ankunft in Afrika trifft er auf seine alte Affenfamilie und lernt einen Krieger des Waziri Stammes kennen. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Stammes reist er zu einer untergegangenen Stadt namens Opar, wo finstere Gefahren und große Schätze auf ihn warten. Währenddessen verschlägt es Tarzas Freund Captain d´Arnot auf eine Expedition in die Antarktis. Dort soll es einen Einstieg in die hohle Erde geben. Doch als Captain d´Arnot und seine Crew verschwinden, soll Tarzan einen Rettungstrupp anführen und sie retten.
Tarzans Abenteuer faszinieren Jung und Alt schon seit Jahrzehnten. Christophe Bec´s Interpretation von Edgar Rice Burroughs ursprünglich erdachten Geschichten sind modern, brutal und wahnsinnig gut in Szene gesetzt. Nachdem Band #1 mich voll überzeugen konnte, muss ich allerdings leider gestehen, dass Ausgabe #2 leicht schwächer ist. Zum einen ist das Pacing der Erzählung nicht sonderlich gelungen. Während einige Stellen hinlänglich beleuchtet und erzählt werden, springen wir in anderen Panels von Schauplatz zu Schauplatz und von Ereignis zu Ereignis. Vor allem gegen Ende der Geschichte hat man das Gefühl, dass Bec alles in eine Ausgabe quetschen musste. Zeichnerisch ist auch diese Tarzan Ausgabe mehr als gelungen. Stefano Raffaele, Roberto de la Torre und Dave Stewart leisten ganze Arbeit und zeigen uns ein düsteres Szenario für erwachsene Leser.
Fazit: Tarzan – Am Mittelpunkt der Erde ist bildgewaltig, düster, brutal und die Abenteuer des Königs der Tiere sind wahrlich fantastisch. Leider wurden allerdings zu viele Tarzan Geschichten in eine Ausgabe gestopft, sodass die Erzählung gegen Ende der Ausgabe ein wenig gehetzt wirkt. Viele Geschehnisse und auch Entscheidungen einzelner Figuren wirken willkürlich. Dies mag Leser zwar Anfang des 20. Jahrhunderts fasziniert und überzeugt haben, jedoch denkt man sich als Mann von Welt im Jahr 2022 oftmals „WTF, Alter?! Das hat er doch jetzt nicht gemacht.“
Erstveröffentlichung
25.05.2022
Format
Album Hardcover
Seiten
80
Autoren
Edgar Rice Burroughs, Christophe Bec
Zeichner
Stefano Raffaele, Roberto de la Torre, Dave Stewart