Narben

Narben

Was braucht es, um einen Menschen zu brechen? Ein traumatisches Erlebnis? Erfolglosigkeit und Stress im Job? Der Verlust eines geliebten Menschen? Vielleicht sogar der Verlust des eigenen Kindes? Ich denke vor allem letzteres dürfte für viele Eltern die Horrorvorstellung überhaupt sein. Der Verlust der eigenen Tochter ist genau das Thema mit dem sich Star-Autor Warren Ellis im Jahr 2003 beschäftigte, als er die Geschichte „Scars“ schrieb. Kann dieser knallharte Thriller überzeugen, oder ist es eine 08/15 „Cop-Story“? Das verraten wir euch jetzt.

WIE VIEL VON EINEM MONSTER MUSST DU IN DIR HABEN, UM EIN MONSTER JAGEN ZU KÖNNEN? 

John Cain ist schon so lange bei der Mordkommission, dass ihn nichts mehr erschüttern kann, nicht mal ein herzzerreißender persönlicher Verlust. Doch dann landet ein Fall auf seinem Tisch, der seine Schutzschilde durchschlägt – der Fall eines ermordeten Mädchens, der ihm nahegeht. Zu nahe. Bis jetzt war er ein guter Polizist – einer, der die Regeln befolgt, weil sich so die besten Resultate erzielen lassen. Weil sich so die Straßen der Stadt vom Abschaum säubern lassen. Doch dann macht er den Eltern des Mädchens ein kaltes Versprechen: Er wird dafür sorgen, dass der Täter nicht davonkommt. Nicht dieser Täter. Er wird ihn zur Strecke bringen. Koste es, was es wolle. Auch wenn der Preis vielleicht zu hoch ist.

© Dantes Verlag

„Narben“ beinhaltet auf insgesamt 164 Seiten die 6-teilige Miniserie „Scars“ vom gefeierten Autor Warren Ellis, die ursprünglich im Jahr 2003 im US-Verlag Avatar Press erschien. Zeichnerisch wird Ellis hierbei vom damals noch jungen und aufstrebenden Zeichner Jacen Burrows unterstützt, der Jahre später vor allem für seine Arbeit an Garth Ennis´ Horror-Epos „Crossed“ und dem völlig abgedrehten „Die Chroniken von Wormwood“ bekannt werden sollte. Ellis, der im Grunde genommen jedes Genre beherrscht und sogar bereits als Drehbuchautor glänzte, erschuf mit „Narben“ eins seiner düstersten Werke. Doch worum geht´s? Der hartgesottene Cop John Cain ermittelt in einem besonders brutalen Mordfall. Ein junges Mädchen wurde entführt, über Wochen missbraucht und gefoltert und schließlich ermordet. Die Brutalität der Tat lässt selbst Cain nicht kalt, der diesen Fall fast schon als persönlichen Rachefeldzug gegen die Menschheit sieht. Doch wer ist der Mörder und kann Cain auch bei einer schwachen Beweislast objektiv bleiben und den Täter überführen?

„Narben“ von Warren Ellis ist heftig. Es ist eine erbarmungslose Geschichte, die nichts für schwache Nerven ist. Obwohl die Darstellung von Gewalt für Jacen Burrows Verhältnisse noch vergleichsweise milde ausfällt, ist es das Thema und und allein die Vorstellung, dass solche Dinge im echten Leben tatsächlich passieren, die einem einen Schauer über den Rücken laufen lässt.  Die Verwandlung von John Cain von einem vorbildlichen Polizisten in ein rücksichtsloses Monster, das um jeden Preis den Mörder stellen will, ist äußerst intensiv und fast schon nachvollziehbar dargestellt. Es zeigt, dass jeder von uns tatsächlich nur einen schlechten Tag davon entfernt ist selbst ein Monster zu werden. 

Fazit: Ihr steht auf brutale und intensive Cop-Stories, die zwischen einem Thriller und einer Horror-Story angesiedelt sind? Dann solltet ihr bei „Narben“ definitiv zuschlagen. Die in schwarz weiß gehaltenen Zeichnungen sorgen für einen gewissen Noir-Flair und die nervenzerreißende Geschichte wird euch packen und dafür sorgen, dass ihr das Comicbuch in einem Rutsch verschlingen werdet. Das verspreche ich euch. 

Story
74%
Zeichnungen
79%
Epicness
75%
Gesamtbewertung
75%

Erstveröffentlichung 
20.08.2019
Format
Softcover
Seiten
164
Autoren
Warren Ellis
Zeichner
Jacen Burrows
Storys
Scars #1 – #6 

© Dantes Verlag