Der erste Band des Neustarts der Traditionsreihe Uncanny X-Men kam überaus gut in der MBD-Redaktion an. Für die Mutanten scheint alles auf einen großartigen Neuanfang sowie Rückbesinnung zu alten Stärken hinzudeuten. Nun halte ich nach nur knapp zwei Monaten schon den zweiten Band in den Händen und dieser hat nun äußerst schwierige Aufgaben zu erfüllen: Den fulminanten Anfang konsequent weiterführen, die Story um Nate Grey zu einem schlüssigen „Ende“ bringen und den Leser weiterhin gekonnt an die Reihe binden. Ob Uncanny X-Men #2: Keine Überlebenden das schafft erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Erlöser ohne Gnade [Panini Backcover]
Die Schüler des X-Instituts vereinen sich mit Charles Xaviers schizophrenen Sohn Legion, um den übermächtigen Nate Grey zu Fall zu bringen. Aber können sie im Kampf gegend en allmächtigen Gegner und seine Reiter der Erlösung wirklich den Ausschlag geben? Während ein Herr von X-Men zunehmend auf verlorenem Posten steht, appelliert Jean Grey an die Vernunft ihres „Sohnes“. Doch X-Man hat nur einen letzten Wunsch:die Welt vor sich selbst retten, bevor er stirbt. Und niemand wird ihn aufhalten.
Das Ende ist da. Die Autoren Ed Brisson, Matthew Rosenberg und Kelly Thompson bahnen euch den Weg in das Age of X-Man.
Nate Grey ist ein komplexer Charakter und der vielleicht etwas andere „Widersacher“, mit dem sich die X-Men auseinandersetzen müssen – galt der Cable aus der alternativen Age of Apocalypse– Zeitlinie aufgrund seiner fast gottähnlichen Kräfte schon immer als „Der Mutant“ schlechthin, der nicht umsonst den Namen „X-Man“ trägt. Die Konfrontation mit Nate Grey nähert sich der Zielgeraden. Den Leser erwarten spektakuläre Action und ein dramatisches Finale. Gerade die Sequenz die in Legions Kopf stattfindet ist nicht nur eine Hommage an das legendäre Age of Apocalypse, sondern stellt einen direkten Bezug dazu her.
Nicht zu verachten sind auch die Dialoge. Der finale Wortwechsel zwischen der sanftmütigen Jean Grey und ihrem fanatischen Sohn aus einer alternativen zukunft ist unfassbar gut geschrieben. Hier möchte ich noch einmal eine Lanze für den deutschen Übersetzer Jürgen Petz brechen und seine grandiose Arbeit hervorheben.
Im letzten Drittel merkt man, das der Band spürbar das Tempo anzieht wodurch das Geschehen etwas gehetzt wirkt. Man realisiert zudem erneut, dass drei verschiedene Autoren bei dieser Story am Werke waren. Das Gebotene fühlt sich unruhig an. Verschiedene Momente wechseln sich unausgeglichen ab und das Gesamtpaket wirkt nicht wie aus einem Guss. Eine bessere Absprache zwischen Brisson, Rosenberg und Thompson wäre da gegebenenfalls von Vorteil gewesen.
Die großartigen Zeichnungen von Cinar, Perez und Silva harmonieren dafür umso mehr miteinander und sorgen für ein angenehmes Leseerlebnis. Nicht selten klappte mir beim Betrachten einzelner Panels die Kinnlade runter. Zeichnerisch absolutes Top-Niveau und ein Beweis, dass Marvel wieder mehr in die Mutanten investiert.
Der Schluss des Bandes – inklusive eines absoluten Gänsehautmoments – macht einiges her und sorgt für Neugierde auf das, was kommen mag. Mit Nate Grey ist es (noch) nicht zu Ende und auch für die X-Men steht umso mehr – bzw. ihre gesamte Existenz– (erneut) auf dem Spiel!
Fazit: Was Marvel momentan mit den X-Men macht und vor allem noch vorhat finde ich – als langjähriger X-Men Leser – einfach nur großartig. Es wird einfach viel Herzblut darin gesteckt die Mutanten wieder in den Vordergrund zu rücken und das macht sich qualitativ bemerkbar. Uncanny X-Men #2 – Keine Überlebenden ist vieles gleichzeitig. Fortführung des ersten Bandes, Abschluss aber auch das Vorspiel zum nächsten Band und der Age Of X-Man Story! Das unausgeglichene Pacing im letzten Drittel kann ich daher – auch dank den tollen Zeichnungen – sehr gut verkraften. X-Fans werden sowieso zugreifen und die, die es werden wollen, sollten der Reihe unbedingt eine Chance geben!
Erstveröffentlichung
03.09.2019
Format
Softcover
Seiten
132
Autoren
E. Brisson
M. Rosenberg
K. Thompson
Zeichner
Y. Cinar
P. Perez
Storys
Uncanny X-Men (2019) #6-10