Die Thor – Anthologie
Der Donnergott Thor hat schon einige Jahre Comicgeschichte auf dem Buckel. Das macht es gerade für Neulinge schwer, den Einstieg zu finden. All die Wendungen, Liebeleien, schweren Schicksale, Figuren und Tode, die sich seit seiner Schöpfung 1962 erreignet haben, lassen sich nicht ohne Weiteres nachholen. Gerade durch die Popularität der MCU – Filme steigt auch das Interesse an Comics des Donnergottes. Panini hat nun eine Anthologie Veröffentlicht, die alle Meilensteine der langen Geschichte in einem schicken Hardcover zusammenfasst.
Die 12 Storys aus über 5 Jahrzehnten könnten unterschiedlicher nicht sein. Einen Überblick, was euch erwartet, findet ihr in den folgenden Zeilen.
1. Die Steinmenschen vom Saturn
Erstauftritt Thor – Dr. Donald Blake trifft zufällig auf eine Alienrasse, die die Erde einnehmen wollen. Beim Versuch sich zu verstecken, findet er in einer Höhle einen Gehstock, der sich als mächtiger Mjölnir entpuppt. Und Dr. Blake verwandelt sich unterdessen in den Donnergott Thor. Mit seinen neu gewonnenen Kräften besiegt er die Invasoren natürlich mit Leichtigkeit. Die Erzählung von 1962 ist natürlich schon etwas angestaubt und simpel, bietet aber ein schönes (nostalgisches) Setup für den Heldenmythos, der er später werden sollte.
2. Wen die Götter vernichten
Thor gegen Herkules. Ein mehrseitiges „Spektakel“, dass in seiner Darstellung sehr den üblichen Kämpfen aus Dragonball ähnelt. Denn beide Helden werfen sich seitenweise Floskeln an den Kopf um mit Worten zu belegen, wie viel sie besser sind, als ihr Gegner. Das strengt schon etwas an. Gleichzeitig ist es der Grund, wieso Thor von Odin bestraft wurde und der Grundstein für die ewig wärenden Famlienstreitigkeiten unter den Asen. Wie auch schon die erste Geschichte, ein nostalgischer Rückblick auf die wesentlichen Grundpfeiler, auf denen die Figur von Thor entwickelt wurde. Zusätzlich erstmals ziehen weitere Teile der nordischen Mythologie in die Comics ein, als die Weise der Asen, erstmals Ragnarök prophezeit. Den unsterblichen Göttern, wird ihr Ende vorhergesagt. Klar, dass damit nicht jeder konform geht. Der Zyklus aus Sterben und Wiedergeburt sollte den Donnergott in den kommenden Jahren noch einige Male beschäftigen.
3. Der Thron und die Rage
Allvater Odin trifft eine Reihe fragwürdiger Entscheidungen, als er das alles vernichtende Odinschwert aus der sicheren Verwarung bringen lässt um seinen Thron darauf zu errichten. Thor, der seinen Vater nicht mehr besuchen kann, da dieser eine magische Barriere um den Thronsaal Asgards errichtet hat, ersucht mit Hilfe seiner tampferen Krieger Volstagg, Balder, Hogun und Fandral, die magischen Kräfte von Nornenkönigin Karnilla. Zeitgleich formiert sich eine Rebellion gegen Odins Herrschaft, da diese immer weniger den Wünschen und Bedürfnissen der Asen entspricht. Vollkommen zu Recht, denn es zeigt sich, dass sie alle getäuscht wurden. Der Dämon Mangog trat an Stelle des Allvaters, mit dem Ziel sich von den Ängsten seines unterdrückten Volkes zu nähren.
4. Auszug aus dem Totenreich
Thor ins Totenreich Hel ausgezogen um Seelen vieler Menschen zu retten, die Königin Hela geraubt hatte um mit ihnen ihre Armee der Toten zu erweitern. Mit dabei: der geläuterte Skurge. Nach einem wirklich sehenswerten Kampf gegen die Horden an Gegnern und einem erinnerungswürdigen Opfer, werden die weichen für einen „neuen“ Donnergott gestellt.
Leider ist die Story nur ein kleiner Teil einer größeren Geschichte und wirkt daher etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Um einen Eindruck zu erhalten, reicht es aber allemal.
5. Sir
Unruhige Zeiten in Asgard. Nachdem der Allvater Odin verschwunden ist, soll nun ein neuer Herrscher gewählt werden. Der Gott der Lügen selbst, hat sich natürlich in die beste Position dafür gebracht. Und zu allem Überfluss scheint sein Bruder Thor verschwunden. Doch ein verdächtig aussehender Frosch macht sich auf den Weg von Midgard nach Asgard. Seht, wie ein Frosch, Loki verprügelt, ein überdimensionaler Volstagg, der um das Leben seiner Tochter kämpft und ein Loki, der auf dem besten Weg ist, neuer Herrscher über Asgard zu werden.
6. Das Lied von Mjölnir
Mal eine etwas ungewöhnliche Darstellung. Der Donnergott im Zweikampf mit der alles verschlingenden Midgardschlange. Einem Duell, dass das Schicksal längst vorhergesehen hatte. Gerade die ganzseitigen Bilder machen die, mit Versen untermalte Erzählung, zu einer interessanten Abwechslung.
7. Geheime Liebe
Eine Tie-In Story zu Secret Wars. Erzählt in einer Rückblende von Enchantress, die ihrer Schwester Loreley versucht eine Lektion in Sachen Liebe zu erteilen. Dabei erzählt sie davon, wie sie einst das Herz des Donnergottes gewann. Ein netter Filler, der die Beweggründe der Asin mit den magischen Fähigkeiten etwas mehr Tiefe verleiht.
8. Die Weltenmaschine
Allerdings nur Teil 3 von 4. Entsprechend fehlt tatsächlich etwas Kontext. Thor, der wohl nie voluminösere goldblonde Haare vorweisen konnte, wurde von der Enchantress entführt. Zu seinem Schutz, wie sie sagt. Parallel forscht ein junger Brite nach der Herkunft seltsamer Holz/Technik-Mischwesen, deren Ursprung er im Weltenbaum Yggdrasil vermutet. Leider ist ie Story stark aus dem Zusammenhang gerissen und fugiert bestenfalls als sequentieller Ausschnitt einer Ära, denn die 80er strahlen leuchtend von den Seiten, dass es fast schon schmerzt. Gerade in den romantisch angehauchten Panels zwischen dem Donnergott und seiner geliebten Feindin Enchantress, wimmelt es nur so von auftupierten Haaren.
9. Pakt mit dem Teufel
Willkommen in den 90ern und am Anfang des Abstiegs von John Romita Jr.’s Kunst, denn in der vorliegenden Story über den Tod und die Wiederkehr des Donnergottes sind die Zeichnungen leider nur schwer zu ertragen. Die Geschichte an sich zeigt Thors Fall gegen den allmächtigen Destroyer, Helas Freudengesänge ihn nun in ihrem Reich auf ewig zu halten ebenso wie die mysteriöse Erscheinung von Marnot, die Thor wieder zurück ins Leben holt. Unter einer folgenschweren Bedingung…
10. Wiedergeburt
Bestehend aus zwei einzelnen Geschichten, erleben wir zunächst ein Zwigespräch zwischen Dr. Donald Blake und dem verstorbenen Thor. Denn nicht Götter bestimmen über die Menschen, Menschen bestimmen, ob Götter existieren. Und Thor wird gebraucht.
11. Tage des Weins und der Drachen
Nicht mehr als die Einleitung zur wohl besten Thor Story überhaupt. Jason Aaron’s Götterschlächter ist eine gänzlich neue Sicht auf den Gott des Donners und darf in keiner Sammlung fehlen. Während der noch junge Thor, angebetet von einem Wikingerstamm, deren Problem mit einem Drachen löst, zeigt Aaron ein völlig anderes Bild des Odinsons. Ein leichtsinniger Trunkenbold, der sich selbst vollkommen überschätzt und von sich eingenommen ist. Zum Zeitpunkt dieser Story ahnte noch niemand, wie sehr die Welt des Thor für immer verändert werden sollte.
12. So er denn würdig ist
Während des Original Sin Events flüsterte Nick Fury Thor etwas ins Ohr, weswegen dieser nicht länger würdig war, seinen Hammer zu heben. Dieses Machvakuum nutze der Dunkelelf Malekith und attackierte die Erde mit Hilfe der Frostriesen. Unterdessen versucht Odin alles, um Mjölnir und Thor vom Mond zu befreien. Doch die Zeiten verlangen nach einem Donnergott und jemand ist dem Ruf gefolgt, doch wer ist die Fremde?
Fazit: Mal von der wirklich schicken Aufmachung abgesehen, handelt es sich bei Thor – Geschichten aus Asgard um eine schicke Ergänzung für die noch wachsende Comicsammlung. Das Nachschlagewerk dient vor Allem dem Einstieg, da viele der enthaltenen Storys bereits in jeder größeren Sammlung vorliegen sollten. Leider ist sind aber manche Storylines, wie beispielsweise die Weltenmaschine, so abgehackt und aus dem Zusammenhang gerissen, dass es Einsteigern schwer fallen dürfte, wirklich durch zu blicken. Vermutlich ist das aber genau das Freud und Leid einer Anthologie. Als Ergänzung oder schmückendes Beiwerk kann ich den Band blind empfehlen, auch, wenn man mehr über die Geschichte des Donnergottes erfahren möchte.
Bewertung
Story: 6/10 ● Zeichnungen: 7/10
Gesamt: 7/10
Erstveröffentlichung
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Storys