If I can make it there, I’ll make it anywhere. It’s up to you! New York, New York! Wer kennt es nicht? Das legendäre Lied von Frank Sinatra über den Big Apple? New York ist eine ganz besondere Stadt. Jeder, der NYC jemals besucht hat, wird mir da zustimmen können. Doch in den 70er und 80er Jahren war New York ein heruntergekommenes Drecksloch voller Gewalt, tragischer Schicksale und Müll. Zu dieser Zeit spielt die Geschichte des französischen Duos Jerome Charyn und François Boucq, die uns auf eine einzigarte Reise in die dunkelsten Ecken der menschlichen Psyche schicken.
KANNIBALEN IM BIG APPLE
New York, 1990. Zwanzig Jahre nach dem blutigen Showdown von »Little Tulip« ist die kleine Azami zur jungen Frau herangewachsen und obendrein Lieutenant der New York Police. Als volltätowierte Bodybuilderin verschafft sie sich in den dunklen Ecken des Big Apple spielend Respekt. Aber als sie in einer dieser Ecken ein verlassenes Baby findet, regt sich dennoch eine zartere Emotion in ihrer Seele, und sie will das Kind adoptieren. Mit der Hilfe ihres Ziehvaters, des Tätowierers Pawel, will sie dem Jungen eine Zukunft bieten. Pawel wird derweil jedoch von den Dämonen aus seiner Vergangenheit im Gulag eingeholt…
Nachdem sie mit »Teufelsmaul« und »Little Tulip« in der Comicszene für Aufsehen sorgten, kehren Charyn und Boucq mit einem neuen Thriller Noir reinsten Wassers zurück. »New York Cannibals« vereint eine kompromisslos erzählte Geschichte über die dunkle Seite des Menschseins mit mühelos virtuosen Zeichnungen in der Schwebe zwischen Naturalismus und Karikatur.
New York Cannibals ist eine auf 152 Seiten vom Splitter Verlag veröffentlichte Geschichte vom französischen Autor Jerome Charyn und dem ebenfalls aus Frankreich stammenden Artist François Boucq. Das kreative Duo hat gemeinsam, wie weiter oben erwähnt, die beiden Werke „Teufelsmaul“ und „Little Tulip“ hervorgebracht, die ebenfalls vom Splitter Verlag bereits veröffentlicht wurden. „Little Tulip“ ist sogar eine Art Vorgeschichte von „New York Cannibals“, was ich persönlich erst im Nachhinein erfahren habe. Allerdings liest sich NY Cannibals auch ohne „Little Tulip“ wahnsinnig gut. Mein innerer Monk möchte nun aber wissen, was in „Little Tulip“ vorgefallen ist, und deshalb habe ich mir auch diese Ausgabe bereits gegönnt. Doch worum geht´s eigentlich?
Die junge Polizistin und Bodybuilderin Azami findet in den dreckigen Gassen New Yorks ein Findelkind. Da sie sich ohnehin seit geraumer Zeit Nachwuchs wünscht, nimmt sie das Baby auf und bringt es zu ihrem Adoptivvater Pavel, der nicht nur ein angesehener Tätowierer ist, sondern auch eine dunkle Vergangenheit mit sich zieht und Jahre in einem sowjetischen Gulag verbrachte. Als Pavels Vergangenheit ihn einholt bemerkt er, dass alle Stränge des Schicksals und viele Ereignisse aus seiner Vergangenheit in New York zusammenfinden. Wer steckt hinter den vielen Entführungen der letzten Monate? Was hat das Findelkind damit zu tun? Und wer ist Anna die Hyäne? Bodybuilder, Kannibalen, ein sowjetischer Blutkult und Obdachlose im New York der 90er Jahre. New York Cannibals ist wahrlich einzigartig. Solch ein Szenario mit solchen extravaganten Figuren habe ich bislang noch nicht gelesen. Es ist ein Noir-Thriller erster Klasse, dessen Dialoge allerdings an der ein oder anderen Stelle etwas aufgesetzt und cheesy wirken. Die Zeichnungen von François Boucq hingegen sind eine Augenweide. Einerseits sind sie absolut realistisch und im nächsten Moment befinden wir uns in einer absolut surrealen Karikatur wieder.
Fazit: Beschreibe „New York Cannibals“ mit einem Wort: EINZIGARTIG! Das trifft es wohl am besten. Das einmalige Szenario gepaart mit den fantastischen Zeichnungen von François Boucq machen die Geschichte zu einem Thriller, über den man Tage später noch nachdenkt. Eine absolute Empfehlung unsererseits. Ich setze mich jetzt an „Little Tulip“ und bin gespannt, ob die Vorgeschichte zu New York Cannibals ebenfalls so gut ist.
Erstveröffentlichung
28.07.2021
Format
Hardcover
Seiten
152
Autoren
Jerome Charyn
Zeichner
François Boucq
Storys
New York Cannibals