Nevada #1 – Lonestar

Nevada #1 – Lonestar

Wisst ihr, was historisch betrachtet äußerst interessant ist? Als in Europa der Friedensvertrag von Versailles geschlossen wurde und der 1. Weltkrieg offiziell beendet wurde, das Osmanische Reich zerfiel und Adolf Hitler zum Vorsitzenden der NSDAP gewählt wurde, lebte man in einigen Teilen der USA noch nach dem Vorbild des Wilden Westen. Pferde, rauchende Colts und Gesetzlose waren hier und da noch präsent. Einige Kilometer weiter westlich in der Stadt der Engel, Los Angeles genannt, schmiedeten einige kreative Köpfe romantische Filme über den Wilden Westen und die erste Oscarverleihung stand an. Ganz schön verrückt, findet ihr nicht auch? In genau diese Zeit verschlägt uns dieser Neo-Western mit dem Titel „Nevada #1 – Lonestar“. Mal schauen, was Nevada so kann…

Wo steckt Lonestar?

Nevada Marquez bewegt sich zwischen zwei Welten: der des Wilden Westens und wie er einst gewonnen wurde, und der des weitaus erbarmungsloseren Hollywood mit seiner aufstrebenden Filmindustrie. Von den Studios mit Ausputzer-Jobs betraut, reist Nevada nach Mexiko auf die Suche nach einem Westerndarsteller, der sich auf der anderen Seite des Rio Grande auf Sauftour begeben hat.

Das eingespielte Autorenteam aus Duval und Pécau präsentiert einen Neo-Western, der sich wie sein Protagonist zwischen Nostalgie und Desillusionierung positioniert. Colin Wilson konnte schon mit »Die Jugend von Blueberry« sein Händchen für Western beweisen und meldet sich mit »Nevada« eindrucksvoll zurück.

Nevada #1 – Lonestar beinhaltet auf insgesamt 56 Seiten die erste Geschichte des Autoren-Duos Fred Duval und Jean-Pierre Pécau über den mysteriösen Nevada Marquez, der sich im Auftrag der Hollywood Filmfabrik die Hände schmutzig macht. Zeichnerisch werden Pécau und Duval hierbei von der neuseeländischen Artist-Legende Colin Wilson unterstützt, den einige von euch vermutlich als Zeichner von 2000 AD oder Judge Dredd kennen dürften. Veröffentlicht wurde die Story bereits im August 2020 in einem wunderschönen Hardcover im Albumformat. Doch worum geht´s? Der verschlossene Nevada Marquez ist der Beste in dem was er tut, was er tut, aber was er tut, ist äußerst… interessant?! Nevada arbeitet für die Schönen und Reichen aus Hollywoods Traumfabriken. Zu Beginn des 20. Jahrhundert findet eine regelrechte Romantisierung des Wilden Westens statt. Hollywood haut einen Western nach dem anderen heraus und die Darsteller sind verwöhnte Divas und Säufer. Wenn während der Dreharbeiten eine Schauspielerin oder ein Schauspieler auf die Idee kommt auszubüchsen, oder sich in Gefahr begibt, ist es Nevada Marquez, der sich auf sein Motorrad schwingt und das Filmstudio und seinen Hauptdarsteller retten muss. Als sich der berühmte Schauspieler Mac Nabb nach Mexiko absetzt, um wilde Partys zu feiern, gerät er an leichte Mädchen und ein Drogenkartell. Ihr könnt euch mit Sicherheit vorstellen, dass die Situation ziemlich brenzlig wird…

Neo-Western sind ein Genre, das mich persönlich sehr ansprechen. Wenn die Story, die Figuren und die Dialoge passen, dann verschlinge ich solch eine Ausgabe in wenigen Minuten. Sind die Zeichnungen zudem noch überdurchschnittlich gut, dann steht einem Must-Buy schon fast nichts mehr im Wege. Nevada #1 – Lonestar bedient sich klassischen Western Klischees, mischt moderne Elemente mit rein, einen guten Schuss Humor und verwertet das ganze zu einer lesenswerten Ausgabe. An manchen Stellen ist das Pacing etwas gewöhnungsbedürftig, nichtsdestotrotz haben wir eine sehr flüssige Dynamik, die ein tolles Leseerlebnis liefert.

Fazit: Tolle Story mit klassischen Western Klischees, dem richtigen Schuss Humor und fantastischen Zeichnungen von Colin Wilson. Eine Leseempfehlung nicht nur für Western-Fans. Im Februar 2021 erscheint übrigens Ausgabe #2 mit dem Titel „Route 99″. Ich kann es kaum abwarten…

Bestellung & Leseprobe

Bewertung

Story: 8.6/10.0 ● Zeichnungen: 8.5/10.0

Gesamt: 8.5/10.0

8.5/10

Erstveröffentlichung 
01.08.2020
Format
Hardcover Album
Seiten
56
Autoren
Fred Duval, Jean-Pierre Pécau
Zeichner
Colin Wilson
Storys
Nevada #1 – Lonestar

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