Die Chroniken des Universums #1 – Sternenstrudel

Die Chroniken des Universums #1 – Sternenstrudel

Was kommt dabei raus, wenn man einen Haufen Studenten auf eine einsame Mission im All schickt, sie dabei auf ein uraltes kosmisches Geheimnis treffen und sie dann mit einer Gefahr konfrontiert werden, die ihre Vorstellungen sprengt? Irgendwas im Fahrwasser von ‚Alien‘ bewegt und zu etwas ganz Großem werden könnte. Doch worum geht’s?

STERNENSTRUDEL [Panini Backcover]

In ferner Zukunft herrscht Frieden zwischen allen Nationen der Erde, und technologische Wunder wie Zeitreisen sind zur Realität geworden. Die Menschheit weiß seit langem, dass sie nicht allein im Universum ist, aber sie hat beschlossen, sich den extraterrestrischen Zivilisationen gegenüber nicht zu offenbaren. Stattdessen werden geheime Agenten entsandt, um mögliche Bedrohungen durch die Aliens einzuschätzen. Eines Tages verschwindet eine Gruppe von angehenden Gesandten bei der Erforschung einer unbekannten Galaxie, in der die »Chroniken des Universums« verborgen liegen sollen, ein legendäres Werk, das die gesamte Geschichte der Galaxis enthält…

© Splitter Verlag

Die Chroniken des Universums #1 – Der Sternenstrudel, so der vollständige Titel des vorliegenden Bandes, bildet den ersten von zunächst zwei Teilen einer von Autor Richard Marazano erdachten Space-Geschichte. Wie dem Backcover zu entnehmen dreht sich die Story um die 5 Studenten, die auf einer nicht näher erläuterten Mission in den titelgebenden Sternenstrudel gezogen werden und dadurch auf einem fremden Planeten stranden. Wer hierbei direkt an den Sci-Fi-Meilenstein ‚Alien‘ von 1979 denkt ist auf der richtigen Spur, denn obwohl es (noch) kein Horror ist, entnimmt man dem allgemeinen Stimmungsbild, das der Band erzeugt, klar die geistige Vorlage. Das hat sicherlich auch Künstler Ingo Römmling mit zu verantworten, der mit seinen Zeichnungen und der darin enthaltenen Lichtstimmung subtile Beklemmung in die Bilder einarbeitet. In einigen Panels ist die Umgebung nur schemenhaft zu erahnen. Die einzige Lichtquelle ist dabei das futuristische Helmdisplay des Protagonisten. So fühlen wir uns den Figuren nah, denn uns ergeht es wie ihnen und Römmling lässt uns nur sehen, was wir (und die Akteure) sehen sollen.

Ich liebe Mysterien. Je verworrener und rätselhafter, desto besser. Und auch Mysterien hat der im original französische Comic. Die Crew hat beispielsweise einen zunächst unbekannten Gefangenen an Board, dessen besondere aber vor allem gefährliche Kräfte immer mal wieder erwähnt werden. Wer dieser Gefangene ist, was ihn dazu gemacht hat und wie er auf dem Schiff gelandet ist – unklar. Er ist da. Mehr erfahren wir nicht. Ebenso rätselhaft ist die Universität, also die Institution, deren Studierende hier als Protagonisten fungieren. Mit an Board des Schiffes ist der Dekan, ein menschlich anmutendes Wesen, das in einem Tank lebt und scheinbar telepathisch mit seinen Studenten kommuniziert. Er kann sich jedoch, so es die Aufgabe verlangt, mit einen Roboterkörper bewegen. Seine Aufgabe oder Motivation – unklar.

Die Zutaten sind also vorhanden. Sci-Fi, Interessantes Setting, die Emotionen stimmen und die Handlung mutet an, interessant zu werden. Warum hat mich der Comic trotzdem nicht abgeholt?

Leider verpasst es Autor Richard Marazano, den Leser in diese Welt einzuführen. Versteht mich nicht falsch, ich habe kein Problem damit mir eine Geschichte anhand von Versatzstücken zusammen zu reimen. Ich bin Dark Souls – Veteran und somit erprobt. Doch in diesem Fall wird einfach vorausgesetzt die gegebenen Aussagen hinzunehmen.
Wer die Studenten sind, was ihre Mission ist, was die Universität eigentlich macht und vor Allem wie die Gesellschaft aussieht, in der diese Institution wirkt, bleibt weitestgehend offen. Dazu kommen die oben bereits angesprochenen Mysterien. An sich gut, aber sie werden in den knapp 55 Seiten weder erläutert noch aufgeklärt. Sie sind einfach da und tragen zur Handlung bei. Allerdings kann ich nicht abtauchen, weil der Band gleichermaßen auf der Stelle tritt, wie er im Eiltempo durch die Handlung hechtet, ohne Zeit zur Verarbeitung zu lassen. So verbleibt auch bei gravierenden Ereignissen das vorherrschende Gefühl von Gleichgültigkeit. Das wohl größte Problem des Bandes liegt darin, dass es einen Kosmos aufmachen soll, aber dafür zu wenig Worldbuilding betreibt. Gleichzeitig werden den Figuren kaum nennenswerte Charaktermomente gegönnt, sodass ich sie binnen kürzester Zeit schon nicht mehr unterscheiden kann.

Fazit: Alles in Allem fühlt sich dieser erste Teil eher so an, als hätte ich zu Band #3 einer bereits laufenden Reihe gegriffen. Ich will und kann das Gesamtwerk jedoch nicht vollständig abstrafen, da es gut möglich ist, dass der zweite Teil all diese Probleme aufarbeitet. Bis dahin sollte sich jeder selbst ein Bild davon machen. Die Optik ist schick und die Geschichte kurzweilig. Die Prämisse an sich ist auch interessant, allerdings bislang eher schmückendes Beiwerk, als Handlungsteiber.

Story
40%
Zeichnungen
75%
Epicness
30%
Gesamtbewertung
48%

Erstveröffentlichung 
24.02.2021
Format
Album Hardcover
Seiten
56
Autoren
Richard Marazano
Zeichner
Ingo Römling
ISBN
978-3-96219-592-2

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